Die Harlachinger HEIMAG-Siedlung mit ihren frei finanzierten und bezahlbaren Wohnungen wurde 1955 gebaut. In den letzten Jahren hat die HEIMAG viel Geld in die Modernisierung gesteckt. Ganz zu schweigen von den hohen Investitionen vieler Mieter. Im Jahr 2003 wurden die Fassaden und Balkone saniert und die Gebäude mit neuen Fenstern ausgestattet. 2007 kam eine Wärmedämmung der obersten Geschossfläche hinzu, um die Energieeffizienz zu verbessern. Bei Neubelegung einer Wohnung wird, soweit noch nicht vorhanden, eine Gasetagenheizung installiert.
Von dem guten Zustand der Wohnanlage konnte sich auch der zuständige Bezirksausschuss 18 (Untergiesing-Harlaching) überzeugen, der sich mit überwältigender Mehrheit gegen einen Abriss ausgesprochen hat. Der Oberbürgermeister wurde aufgefordert, sich für die Bewohner einzusetzen und ein Bleiberecht ohne Umzug in eine Ersatzwohnung zu ermöglichen. Eine zweijährige Umsiedelung in ein anderes Stadtviertel unter Verlust ihrer sozialen Bindungen sei den Mietern nicht zumutbar, erklärte dann auch der Gemeinderat des Katholischen Stadtpfarramtes Hl.Familie in einem Brief an die GEWOFAG.
Nimmt man den von der GEWOFAG für die HEIMAG-Siedlung angelegten Maßstab auch für andere Wohnquartiere als Grundlage, so müsste die GEWOFAG einen beachtlichen Teil ihres riesigen Wohnbestandes abreißen. Dass beim Thema Abriss ausgerechnet die HEIMAG-Siedlung in den Fokus der GEWOFAG geriet, ist nicht verwunderlich. Die schöne Wohnanlage in Harlaching ganz nahe am Perlacher Forst und auch nicht weit weg vom FC Bayern München steht auf sündhaft teurem Grund und hat einen hohen Wert. Das weckt Begehrlichkeiten einer Klientel, die zu den Besserverdienenden gehört. Normalverdiener und Rentner passen anscheinend nicht mehr in das Viertel. Bezahlbarer Wohnraum darf aber nicht vernichtet werden. GEWOFAG und HEIMAG sind schließlich keine privaten ›Heuschrecken‹, sondern städtische Wohnungsunternehmen mit sozialen Verpflichtungen.
Das Thema Nachverdichtung schlägt in München hohe Wellen. Im Jahr 2011 hat der Fraktionsvorsitzende der SPD im Münchner Stadtrat, Alexander Reissl in einem Antrag an den Stadtrat gefordert, das Instrument der Nachverdichtung in der Öffentlichkeit offensiv zu vertreten und dafür zu werben. Der Oberbürgermeister hielt sich merklich zurück. Unter Nachverdichtung verstehen die Fachleute eine ganze Reihe möglicher Baumaßnahmen, von einer Aufstockung der Häuser bis hin zum Abriss und Neubau. Von einer sozialverträglichen Gestaltung bis hin zu einer rücksichtslosen Form, wenn die Bewohner nicht wissen, ob sie in ihren Wohnungen bleiben können oder nicht.